Culmitzsch — eines der verschwundenen Dörfer

Culmitzsch war ein klei­nes Dorf im heu­ti­gen Thü­rin­gen, das im Jahr 1964 von der SDAG Wis­mut, dem ehe­ma­li­gen sowje­ti­schen-deut­schen Uran­berg­bau­un­ter­neh­men, voll­stän­dig abge­ris­sen wur­de. Der Grund für den Abriss war die Errich­tung einer indus­tri­el­len Absetz­an­la­ge (IAA) für die Abla­ge­rung von Abwäs­sern und Schläm­men des Uran­erz­berg­baus.
Culmitzsch lag etwa zwei Kilo­me­ter öst­lich der Stadt Berga. Das Dorf hat­te eine lan­ge Geschich­te und wur­de bereits im Jahr 1280 erst­mals urkund­lich erwähnt. Im Mit­tel­al­ter war Culmitzsch ein bedeu­ten­der Han­dels- und Hand­werks­platz. Im 19. Jahr­hun­dert ent­wi­ckel­te sich das Dorf zu einem belieb­ten Aus­flugs­ziel.
Im Jahr 1955 begann die Wis­mut mit dem Uran­ab­bau in der Regi­on. Der Abbau des Uran­er­zes führ­te zu einer star­ken Umwelt­ver­schmut­zung in der Regi­on.
Der Ort wur­de von 2 Schlamm­be­cken fast ein­ge­schlos­sen. So geschah es, dass durch einen Damm­bruch das Dorf stark gefähr­det wur­de. Im Jahr 1970 wur­de Culmitzsch dann voll­stän­dig abge­ris­sen. Die Ein­woh­ner des Dor­fes muss­ten umsie­deln. Es war das letz­te Dorf, wel­ches dem Uran­ab­bau zum Opfer fiel.
Der Abriss von Culmitzsch ist ein trau­ri­ges Kapi­tel in der Geschich­te der Regi­on. Das Dorf wur­de Opfer des Uran­berg­baus und ver­schwand für immer von der Land­kar­te.
Heu­te ist Culmitzsch nur noch eine Erin­ne­rung. An der Stel­le des Dor­fes befin­det sich heu­te eine gro­ße Brach­flä­che. Nur noch weni­ge Spu­ren erin­nern an die eins­ti­ge Besied­lung. So sind noch eini­ge Fun­da­men­te von Häu­sern und Gebäu­den erhal­ten. Auch der Dorf­fried­hof wur­de nicht ein­ge­eb­net und ist noch heu­te zu besich­ti­gen.
Der Abriss von Culmitzsch ist ein Mahn­mal für die Fol­gen des Uran­berg­baus. Das Dorf ist ein Bei­spiel dafür, wie die Umwelt­zer­stö­rung durch den Berg­bau gan­ze Orte ver­nich­ten kann.

Karte

Kartenüberlagerung

Die­se Kar­te aus der heu­ti­gen Zeit wird durch eine Kar­te aus dem vori­gen Jahr­hun­dert über­la­gert. Damit läßt sich die Lage von Culmitzsch recht gut zuordnen.

Die obi­gen Bil­der stell­te Tho­mas Schlenk zur Ver­fü­gung und ste­hen unter sei­nem Copy­right,
Home­page: www.culmitzsch.de.

Themen zu Culmitzsch

Bach Culmitzsch

2 Zusam­men­fas­sun­gen zur Rück­be­nen­nung des Pöltsch­ba­ches in Culmitzsch

Lutz Seiler

Schrift­stel­ler aus dem 20./21 Jahr­hun­dert, der in Culmitzsch gebo­ren ist.

Friedrich Trützschler

Schrift­stel­ler aus dem 17./18. Jahr­hun­dert, eben­falls aus Culmitzsch

Zeitungsausschnitte aus lange vergangenen Zeiten

Wenn Sie die Schrift­art nicht so gut lesen kön­nen, dann schal­ten sie die Schrift um.
Saa­le-Zei­tung 16.01.1884
Ein in der Land­wirt­schaft, spec. im Rüben­bau durch lang­jäh­ri­ge Pra­xis erfah­re­nen und durch dem­entspr. gute Zeug­nis­se empfohlener
Ver­wal­ter
wird unter sehr annehm­beren Bedin­gun­gen zu sofort oder auch spä­ter gesucht.
F. Boree,
Culmitzsch b. Berga a. d. Elster.

Hal­le­sches Tage­blatt 21.05.1884
Das Kam­mer­gut Culmitzsch hat im lez­ten Win­ter Schnee auf­spei­chern las­sen und in eigen­ar­ti­ger Wei­se mit Salz prä­pa­rirt. Dadurch ist ein Kühl­ma­te­ri­al von beson­de­rer Güte geschaf­fen, wel­ches das Gut jetzt ver­kauft. Der prä­pa­rir­te Schnee ist dau­er­haf­ter als Eis und die Kühl­kraft eine viel anhaltendere. 

Saa­le-Zei­tung 15.11.1885
Fami­li­en-Nach­rich­ten.
Heu­te Mor­gen 1 Uhr ist unser Bru­der und Schwa­ger, Referendar
Kon­rad Boltze

sanft und ruhig entschlafen.
Culmitzsch, den 14. Nov. 1885
Die Hin­ter­blie­be­nen.


Hal­le­sches Tage­blatt 05.10.1889
In Culmitzsch will man Bohr­ver­su­che auf Koh­len veranstalten. 

Saa­le-Zei­tung 26.2.1892
Moder­ne Dienst­bo­ten Der Direk­tor des Stet­ti­ner Stadt-Thea­ters, Herr Gluth, macht in einer öffent­li­chen Anzei­ge Mitt­hei­lung von einem uner­hör­ten Fall von Dienst­bo­ten-Untreue. In der Anzei­ge heißt es: „Mein Dienst­mäd­chen unter­schlug mir Gel­der, die ich ihr zur Deckung von Wirt­b­schafts­rech­nun­gen über­gab, in Höhe von 400 M. Die spä­te­ren Mahn­brie­fe, dann die Kla­gen, Vor­la­dun­gen, den Zwangs­voll­stre­ckungs-Befehl wuß­te sie auf­zu­fan­gen. Infol­ge des­sen schritt man in mei­ner Pri­vat­woh­nung, wäh­rend mei­ner und mei­ner Frau Abwe­sen­heit zur Pfän­dung und öffent­li­chen Ver­stei­ge­rung! Ohne mein Wis­sen wur­de ein Kla­vier für 300 M., wel­ches ich spä­ter von dem Meist­bie­ten­den für 350 M. zurück­hol­te, gericht­lich ver­stei­gert und als Pfand­ob­jekt fort­trans­por­tirt. Das Mäd­chen stand bereits seit 1. Okt. 1890 bei mir im Dienst, besitzt ein Ehren-Diplom der Stadt Leip­zig für fünf­zehn­jäh­ri­ge treue Diens­te, die sie der Fami­lie des Hof­raths Rud. von Gott­schall geleis­tet. Der Name des Dienst­mäd­chens ist Hele­ne Häd­rich. Aus Culmitzsch in Thü­rin­gen. Der dem Herrn Gluth zuge­füg­te Scha­den soll sich übri­gens noch über die ange­ge­be­ne Sum­me hin­aus auf 600 M. belau­fen. Als Herr Gluth von dem Vor­gang Kennt­nis erhielt und die Hil­fe der Poli­zei in Anspruch nahm, gestand das Dienst­mäd­chen alles und mach­te auch nocch das wei­te­re Geständ­nis, daß es vor eini­ger Zeit aus einer Herrn Gluth gehö­ri­gen Geld­rol­le den Betrag von 50 M. gestoh­len habe. Die unter­schla­gen Mahn­brie­fe und amt­li­chen Schrift­stü­cke wur­den zum Theil im Besitz der Häd­rich vor­ge­fun­den, die übri­gen gab sie an, vebrannt zu haben. 

Saa­le-Zei­tung 23.5.1894
(Eisen­bahn­un­glück) Von einem Freun­de unse­res Blat­tes, der ges­tern von Zör­big aus den Schau­platz des Eisen­bahn­un­glücks zwi­schen Stums­dorf und Groß-Weis­sand auf­ssuch­te, geht uns noch fol­gen­de Schil­de­rung zu: Den Bli­cken bot sich ein grau­en­haf­tes Bild der Ver­wüs­tung dar. Der früh zwi­schen 4 und 5 Uhr in der Rich­tung nach Hal­le ver­keh­ren­de Eil­gü­ter­zug war, angeb­lich infol­ge eines Rad­rei­fen­bru­ches eint­gleist. Wäh­rend die Loko­mo­ti­ve und die vor­ders­ten Wagen (wor­un­ter ein Mena­ge­rie-Wagen) im Glels blie­ben, waren die fol­gen­den gleich hin­ter der hier über bie Fuh­ne füh­ren­den Brü­cke aus dem Glei­se gewor­fen und, durch die Macht der auf­ein­an­der­sto­ßen­den Las­ten zum Theil zer­split­tert und gebors­ten, den Damm rechts und links beruntergestürzt. 


— Nach Mitt­hei­lun­gen, die uns von ande­rer Sei­te zuge­hen, ist von den in dem im Zuge befind­li­chen Vieh­be­glei­tern einer, der Flei­scher und Vieh­händ­ler Hil­de­brandt jun, aus Culmitzsch a/​Elster, ges­tern nach­mit­tag der hal­lei­chen Kli­nik zuge­führt wor­den. Der­sel­be befand sie in einem umge­stürz­ten Vieh­wa­gen und hat eine unbe­denk­li­che Ver­let­zung des Schä­dels erlit­ten. … Hil­de­brandt hat­te einen Trans­port von 31 Stück Rind­vieh, meist hoch­tra­gen­den Kühen, die bis anf etwa 10 Stück ver­lo­ren gegan­gen sind. Er selbst ist wie durch ein Wun­der geret­tet wor­den. Der Per­so­nen­wa­gen, in wel­chem sich etwa 10 wei­te­re Beglei­ter befan­den, befand sich ziem­lich am Ende des Zuges und kam glück­li­cher­wei­se nicht mit zur Entgleisunag. 

Saa­le-Zei­tung 17.01.1899
In Culmitzsch wur­de in der Kir­che ein­ge­bro­chen. Die Die­be nah­men die bei­den Leuch­ter des Altars weg. Die­sel­ben sind endeß nicht aus edlem Metall. 

Gene­ral-Anzei­ger für Hal­le und den Saal­k­reis 24.03.1899
Schwe­rer Eisen­bahn­un­fall. Ges­tern gegen Mit­tag ver­un­glück­te auf dem hie­si­gen Güter­bahn­ho­fe der Pfer­de­be­glei­ter Her­mann Gei­sen­hei­mer aus Culmitzsch dadurch, daß beim Ran­gi­ren eines mit 6 Pfer­den bela­de­nen Wagens, in wel­chem sich der Gei­sen­hei­mer befand, ange­sto­ßen wur­de, wodurch die Pfer­de unru­hig wur­den, den Beglei­ter umstie­ßen und nun den­sel­ben durch Huf­trit­te so erheb­lich an der Brust, den Füßen und der lin­ken Hand ver­lez­ten, daß sei­ne Auf­nah­me in die Kli­nik nöthig wur­de. Wem das Ver­schul­den bei die­sem Unfal­le bei­zu­mes­sen ist noch nicht fest­ge­stellt. Der Wagen mit der Ladung Pfer­de wur­den vor­läuftg angehalten. 

Saa­le-Zei­tung 12.03.1899
Von einer eigent­hüm­li­chen Him­mels­er­schei­nung wird aus Culmitzsch in Sach­sen vom 6. d. berich­tet: Am süd-süd­west­li­chen Him­mel, unter­halb des Gro­ßen Bären (Him­mels­wa­gen), unge­fähr eben­so­weit von die­sem als der Polar­stern, in ent­ge­gen­ge­setz­ter Rich­tung, fuh­ren früh 1/​4 1 Uhr plötz­lich Feu­er­gar­ben, Fun­ken sprü­hend, aus dem Him­mels­rau­me fast senk­recht abwärts und ver­ei­nig­ten sich zu einer Feu­er­ku­gel von der Grö­ße der Mond­schei­be. Das Fla­ckern und Sprü­hen ließ nach, eini­ge Sekun­den strahl­te der Mete­or im herr­lichs­ten Blau­grün, um dann plötz­lich, nach Osten und Wes­ten in je einem Feu­er­bün­del aus­ein­an­der­fah­rend, unter Ver­puf­fen zu verschwinden. 

Saa­le-Zei­tung 16.06.1899
Stan­des­amt­li­che Nachrichten.
Stan­des­amt Hal­le, 15. Juni,

Auf­ge­bo­ten: … Der Che­mi­ker Alex­an­der Kitsch­ke und Johan­ne Boree (Geest­hacht und Culmitzsch) 

Gene­ral-Anzei­ger für Hal­le und den Saal­k­reis 15.03.1900
15. Mai fin­det Scho­lar Stel­lung.
Georg Rich­ter,
Kam­mer­gut Culmitzsch.




Saa­le-Zei­tung 3.12.1901
Culmitzsch bei Berga, 2. Dez.[Nichtschuldig.] Vor eini­ger Zeit brann­te hier die einem Grei­zer Herrn gehö­ri­ge Müh­le total nie­der. Da das Feu­er in allen fünf Gebäu­den fast gleich­zei­tig aus­kam, war Brand­stif­tung zwei­fel­los. Unter dem Ver­dach­te nun, den Brand ange­legt zu haben, wur­de s.Z. der Päch­ter Michae­lis ver­haf­tet, jetzt aber wie­der auf frei­en Fuß gesetzt, da sich sei­ne Schuld­lo­sig­keit erge­ben hat. 

Saa­le-Zei­tung 26.9.1903
Berga a. E. 25. Sept. (Eine Ein­bre­cher­ban­de) macht die hie­si­ge Umge­bung unsi­cher. in Culmitzsch ver­such­te die gefähr­li­che Gesell­schaft beim Flei­scher­meis­ter Vieh­ler ein­zu­drin­gen; sie wur­de aber recht­zei­tig gestört und such­te dann ihr Heil in der Flucht. In Werns­dorf gelang es der Ban­de, im Gehöft des Guts­be­sit­zers Engel­hardt ein­zu­stei­gen und aus einem höl­zer­nen Geld­schrank, des­sen Türen erbro­chen wur­den, 900 M. zu stehlen. 

Saa­le-Zei­tung 16.9.1906
Gestor­ben: August Hil­de­brandt (Culmitzsch);

Saa­le-Zei­tung 14.11.1906
Neu­stadt a. O., 14 Nov. (Abge­stürzt.) Als der Pri­va­tier Stemm­ler aus Culmitzsch, der sei­nem Schwie­ger­sohn in Fried­manns­dorf beim Dre­schen half, die Fall­tür über der Scheu­nen­ten­ne schlie­ßen woll­te, lös­te sich auf uner­klär­li­che Wei­se die Tür, fiel her­un­ter auf die Ten­ne und mit ihr der alte Stemm­ler. Stemm­ler brach den Hals­wir­bel, wodurch der Tod sofort eintrat. 

Saa­le-Zei­tung 16.1.1907
Gestor­ben: Frau Rosi­ne Bock geb.Halbauer (Culmitzsch);

Saa­le-Zei­tung 18.11.1914
Wei­da, 16. Nov. (Im Kon­go ermor­det.) Die Fami­lie des Kauf­manns C. F. Schöf­fel in Culmitzsch erhielt die Trau­er­bot­schaft, daß ihr Sohn Fritz, der als Geschäfts­lei­ter einer deut­schen Fir­ma in Eli­sa­beth­ville (Bel­gisch-Kon­go) tätig war, am 2. Sep­tem­ber d. J. von einem heim­tü­cki­schen bel­gi­schen Gefäng­nis­wär­ter meuch­lings erschos­sen wur­de. Der hoff­nungs­vol­le Mann stand im Alter von 26 Jahren. 

Gene­ral-Anzei­ger für Hal­le und die Pro­vinz Sach­sen 14.05.1915
Ein­wand­frei­er gebür­ti­ger Ober­schwei­zer sucht Stellg. als sol­cher zum 1. Juli 1915 mit 1–2 Gehül­fen. Zeug­nis­se sind vor­han­den. Off. zu rich­ten am Joh­n­an­nes Schwen­ter, Ober­schwei­zer b. Berga an der Elster. 

Saa­le-Zei­tung vom 09.05.1925
Unwet­ter.

Greiz. Ein schwe­res Unwet­ter hat am Mitt­woch die Grei­zer Gegend heim­ge­sucht. Wol­ken­bruch­ar­ti­ger Regen schwemm­te auf bei­den Flä­chen die an den Abhän­gen lie­gen­den Fel­der aus. Die rie­si­gen Was­ser­mas­sen ris­sen Ste­ge und Zäu­ne nie­der und ver­wüs­te­ten unzäh­li­ge Gär­ten. In Culmitzsch wur­de in der alten Müh­le durch die Was­ser­mas­sen eine Wand eines Wohn­hau­ses nie­der­ge­ris­sen. Die dar­in woh­nen­den zwei Fami­li­en konn­ten nur mit Mühe geret­tet wer­den. Am schwers­ten auf­ge­tre­ten ist das Unwet­ter in Kat­zen­dorf, Fried­manns­dorf und Soling­städt. Der Bahn­hof Döl­au an der Stre­cke Gera–Greiz–Weischlitz lag voll­stän­dig unter Was­ser und konn­te nur auf Umwe­gen erreicht werden. 

Die vor­an­ge­gan­ge­ne Text­pas­sa­gen sind Public Domain Mark 1.0. Die Zei­tungs­aus­schnit­te wur­den in der Staats­bi­blio­thek-Ber­lin gefunden.

Amts­blatt­ein­trä­ge zu Culmitzsch aus dem Fürs­ten­tum Reuß

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